Jahresrechenschaftsbericht 2000 der Arge HeLep
für die Regierungspräsidien in Hessen
 
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ARBEITSGEMEINSCHAFT HESSISCHER LEPIDOPTEROLOGEN
im Internationalen Entomologischen Verein e. V. — Mitglied der FLAGH
Sprechergremium der Arge: Ernst Brockmann, Andreas C. Lange, Wolfgang A. Nässig und Petra Zub
An die Obere Naturschutzbehörde
an den Regierungspräsidien
Darmstadt, Gießen und Kassel

informativ auch an FLAGH und HMULF

Absender dieses Schreibens:
Dr. Wolfgang A. Nässig
Forschungsinstitut Senckenberg 
Entomologie II
Senckenberganlage 25
D-60325 Frankfurt am Main
Telefon 0 69/75 42-3 23
E-Mail: 
30. März 2001

Betrifft: Jahresrechenschaftsbericht 2000 der Arge für die drei hessischen Regierungspräsidien zu den Ausnahmegenehmigungen zum Fang von Schmetterlingen in Hessen für faunistische und Kartierungszwecke


Ein wichtiges, die Aktivitäten der Arge HeLep unmittelbar betreffendes Thema vorab:
Durch die Gesetzesänderungen im Land Hessen durch die neue Landesregierung (die zum 1. Januar 2001 in Kraft traten) (eine sogenannte „Verwaltungsvereinfachung“) wurde der bisherigen Genehmigungspraxis, bei der die Arge HeLep im Rahmen der FLAGH eine Übereinkunft mit den drei Oberen Naturschutzbehörden in den Regierungspräsidien traf, durch die Anträge auf regionale oder landesweite Fanggenehmigungen gebündelt über das RP Gießen genehmigt werden können, der Boden entzogen. Für die Genehmigung unserer artenschutzrechtlicher Eingriffe sind fürderhin laut Gesetz nicht mehr die ONBs, sondern die UNBs bei den Kreisen und kreisfreien Städten zuständig. Das bedeutet für Antragsteller in Hessen, die über ihren ganz lokalen Bereich hinaus arbeiten, daß in Zukunft bis zu 38 Adressen angeschrieben werden müssen. Nach bisherigen generellen Behördenerfahrungen und in Anbetracht des Mangels an Erfahrung (und wohl manchmal auch Qualifikation) auf der durchschnittlichen UNB-Ebene ist es damit praktisch unmöglich, in einer akzeptablen Zeitspanne (und ohne unmöglichen Riesenaufwand und wie bisher kostenfrei!) an landesweite oder großregionale Genehmigungen zu kommen. Damit ist diese „Reform“ für die faunistischen Landesarbeitsgemeinschaften ein krasser Rückschritt, durch den die ehrenamtliche faunistische Tätigkeit im Land Hessen praktisch unmöglich gemacht wird, und der Verwaltungsaufwand (falls man es dennoch versuchen würde) wird fast auf das Vierzigfache aufgebläht.

Auch wenn unsere aktuelle Genehmigung noch bis zum 31. Dezember 2001 gilt, muß bereits jetzt über ein anderes, praktikables Genehmigungsverfahren nachgedacht werden. Wir schlagen vor, daß auf irgendeine Art und Weise (über die sich wohl Verwaltungsjuristen in der Landesregierung und in den ONBs einigen müßten) das bisherige Verfahren zur Erteilung überregionaler Ausnahmegenehmigungen gemäß den gültigen Vereinbarungen zwischen FLAGH und ONB in Zukunft entweder weiterhin über die ONB am RP Gießen oder notfalls auch direkt am Ministerium beibehalten werden sollte. Es muß für die über die FLAGH und die Arges organisierten ehrenamtlichen Faunisten auch in Zukunft eine einzige Adresse geben, über die der Verwaltungsweg für Genehmigungen laufen kann. (wng)


Jahresbericht: Aus dem Jahr 2000 gab es zu den Aktivitäten der Arge HeLep Folgendes zu berichten (da es wegen nicht erfolgter Finanzierung unserer Projektanträge keine großen Projekte der Arge HeLep im Jahr 2000 gab, wird sich der vorliegende Bericht vorwiegend mit faunistischen Themen und Routinearbeit beschäftigen):
1. Die faunistische Saison 2000 war witterungsbedingt insgesamt eher ungünstig; nach einem sehr guten Start im Frühling fiel die Sommer- und Herbstsaison wegen der vielen Niederschläge ab Juli ziemlich wörtlich ins Wasser. Die Aktivitäten der Faunisten waren also im Jahresverlauf ab Juli nur noch relativ gering. Trotzdem gelangen (meist im Frühling) einige bemerkenswerte Artnachweise, die teilweise in den nächsten Monaten als separate Publikationen herausgebracht werden sollen (siehe unten). Bemerkenswert erscheint die vorläufige und bisher nicht quantifizierte Beobachtung, daß die Ausfälle und Häufigkeitsabnahmen bei Waldarten mit kronenbewohnenden Raupen besonders deutlich zu sein schienen (der Lichtfang im Wald war ab Mitte Juli kaum noch bedeutsam!), während die Ausfälle bei den Bewohnern offener Biotope etwas geringer zu sein schienen. Es ist bisher nicht klar, ob diese Beobachtung auf der Basis exakter Zahlen abgesichert werden kann, und auch die Ursachen können bisher nur spekulativ erklärt werden (zwei Faktoren erscheinen möglich: 1. hohe Verluste bei kronenbewohnenden Raupen zuerst durch die zu trocken-heiße Frühlingsperiode, in der die Raupenentwicklung durch die schnellere Entwicklung des Laubwerks vieleicht damit asynchron wurde, und 2. zuviel zu starker Regen, oft noch mit Sturmböen verbunden, im Sommer, wodurch viele Raupen heruntergespült wurden). (wng)

2. Die gemeinsame Exkursion der Arge HeLep in den Schwalm-Eder-Kreis am 22./23. Juli 2000 (sehr gute Organisation durch Rolf ANGERSBACH und Achim FLÜGEL) war aus ebendiesem Witterungsgrund nur mit begrenztem Erfolg versehen: Am Samstag (22. VII.) war es tagsüber bewölkt und regnerisch (schlechtes Wetter für Tagbeobachtungen); dafür klarte es am Abend dann auf, so daß auch der Lichtfang unter sehr schlechten Bedingungen (klar, kalt auf feuchtem Boden, sogar teilweise windig) stattfand. Am Sonntag gab es dann erstmals auch Taguntersuchungen bei Sonnenschein. Wir haben unter anderem Magerrasen-Untersuchungsflächen des Nabu und andere Biotope bei Geismar, Borken und Knüllwald sowie eine Braunkohle-Tagebaugrube besucht. Eine Gesamtartenliste dieser Exkursion soll demnächst auch ins Internet gestellt werden. (wng)

3. Die Expertise der Arge HeLep wurde bei der Bewertung von hessischen „FFH-Schmetterlingsarten“ im Rahmen der Ausweisung von FFH-Flächen, vermittelt über die FLAGH, in persona von Andreas LANGE eingebracht. Dabei gab es eine „Minimalfinanzierung“ pro Erhebungsbogen. (wng)

4. Im Laufe des Jahres 2000 erfolgte trotz Nachfrage keine Rückmeldung auf die Anfang 1999 an die Stiftung Hessischer Naturschutz gestellten Anträge zu Folgeuntersuchungen an den hessischen Schmetterlingsarten der FFH-Richtlinie. Wir meinen, daß wenigstens eine förmliche und begründete Absage angebracht sein sollte. Da die Untersuchungen unter Mitarbeit ehrenamtlicher ortskundiger Personen erfolgen sollten, ist bei diesen verständlicherweise eine gewisse Verärgerung beziehungsweise Frustration aufgetreten. Nach unserer Ansicht wurden die ausführlich dokumentierten Vorkommen der Schmetterlingsarten des Anhanges II der FFH-Richtlinie in Hessen nicht ausreichend berücksichtigt. Defizite bestehen vor allem in den folgend genannten Bereichen:

5. Zum Thema „Natis“: 6. Im Jahr 2000 wurde die Website der Arge HeLep im Internet (http://www.arge-helep.de) regelmäßig aktualisiert. Auch die Rundbriefe, die Jahresberichte sowie der aktuelle Veranstaltungskalender der Arge sind dort zu finden. Seit Herbst ist auch eine „Gastseite“ für die Schwesterorganisation aus Bayern (die Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Entomologen [ABE], die selbst noch keine eigene Homepage hat), mit deren Mitarbeitern wir eine gewisse Kooperation vorhaben, auf unserer Homepage zu finden. (wng)

7. Im Jahr 2000 wurde nur ein Rundbrief an alle Mitarbeiter verschickt (am 13. Juni). Es fanden insgesamt 7 Monatssitzungen der Arge HeLep im Winter im Senckenberg-Museum statt. Die entsprechenden Informationen sind alle auch an die ONB verschickt worden, und sie sind auch im Internet einsehbar. Die Beteiligung auf den Monatssitzungen hat leider inzwischen etwas abgenommen; offenbar gehen wir zur Zeit durch ein gewisses „Tief“ im Interesse der Mitarbeiter. (wng)

8. Die Arbeit an der Hessenfaunasammlung der Schmetterlinge im Senckenberg-Museum (Sektion Entomologie II) ging 2000 durch den hohen Einsatz einzelner zügig voran. Die Sammlung der Noctuidae wurde vor allen Dingen durch unseren Mitarbeiter und Eulenspezialisten Dr. Axel SCHMIDT aufgestellt und ist inzwischen vorläufig abgeschlossen; es wurde im Jahr 2000 bereits mit der Bearbeitung der Familie Geometridae begonnen (die ersten 4 Unterfamilien sind bis zum heutigen Datum bearbeitet: Archiearinae, Ennominae, Oenochrominae, Geometrinae). Der aktuelle Bearbeitungsstand ist, regelmäßig aktualisiert, im Internet auf der Homepage der Arge HeLep einzusehen. Es ist vorgesehen, die Daten aus dieser Sammlung (speziell bei den noch hessenweit unbearbeiteten, artenreichen Familien Noctuidae und Geometridae) später in die geplante Bearbeitung der Roten Listen Hessens dieser Familien einfließen zu lassen. (wng)

9. Die Kooperation zwischen Arge HeLep und dem „Dachverband“ FLAGH funktioniert gut, die Arge war bei allen Treffen der FLAGH vertreten. Zu den Ergebnissen dieser Treffen siehe auch die Infobriefe und Rundschreiben der FLAGH. (wng)

10. Wie zwischen FLAGH und HMULF abgesprochen, sollen in allen drei hessischen RPs aus den dort vorliegenden Naturschutzgutachten die entomologischen Artenlisten kopiert und den einzelnen Arges für die faunistische Auswertung zur Verfügung gestellt werden. Bisher fand das in den RPs Darmstadt und Kassel (dort nur Heuschrecken?) statt; für das RP Gießen wird noch ein Bearbeiter gesucht. — Ein noch ungelöstes Problem ist weiterhin die Eingabe dieser Daten in Natis. (pz)

11. Viele Mitarbeiter der Arge HeLep habe eigene Projekte laufen, teilweise allein, teilweise in Kooperation mit anderen Mitarbeitern; diese Projekte werden nur zum geringen Teil (als Auftragsgutachten) finanziert, die meisten sind ehrenamtlich. Als Beispiele seien hier nur genannt (unvollständige Aufstellung, zusammengestellt wng):

12. Bemerkenswerte faunistische Daten (Einzelfunde, zusammengestellt wng): 13. Die Bearbeitung und Auswertung der Sammlung von Philipp Michael KRISTAL† (zur Zeit provisorisch im Senckenberg-Museum untergebracht) durch die Arge HeLep schreitet weiter voran; besonders M. PETERSEN hat weiterhin sehr viel Material aufgearbeitet, aber auch andere haben mitgeholfen. (wng)

14. Die Jahresberichte der Mitarbeiter lagen zum Stichtermin diesmal deutlich kompletter als in den letzten Jahren vor. Der Eingang der Berichte hat sich in den letzten Jahren stetig beschleunigt und verbessert. (wng)

15. Durch zunehmende berufliche Belastung vieler Mitarbeiter wird die für Feldarbeit zur Verfügung stehende Zeit bei vielen immer kürzer. Deswegen kann die Arge HeLep insgesamt auch reine „Servicetätigkeiten“ wie die Bearbeitung und Eingabe von Altdaten kaum noch (jedenfalls nur in wesentlich geringerem Umfang als früher) „nebenbei“ mit übernehmen. Es sind nur wenige Studenten und junge Leute dabei; die älteren Mitarbeiter hingegen, die ihr Berufsleben hinter sich haben, verfügen meist über keine PCs und EDV-Kenntnisse und können deswegen die Dateneingabe gar nicht vornehmen. Die einzige Chance, solche Tätigkeiten in größerem Umfang auszuführen, liegt darin, freiberuflich Tätige wenigstens über ein Minimalentgelt dafür einzusetzen. Bei allen zukünftigen Projekten muß dieser Posten deswegen in jedem Fall mit eingeplant werden. (wng)

Dies die Berichterstattung der Arge HeLep für 2000. Es folgen die Fachpublikationen über Schmetterlinge, die 2000 durch Mitarbeiter der Arge (mit-)veröffentlicht wurden.


Verzeichnis entomologischer Fachpublikationen von Arge-Mitarbeitern (fett gedruckt) für 2000
(auch außerhessische Publikationen berücksichtigt; ohne Garantie für Vollständigkeit)
Soweit der Jahresbericht 2000 der Arbeitsgemeinschaft Hessischer Lepidopterologen für die drei hessischen Regierungspräsidien. Eventuelle Rückfragen bitte ich direkt an mich zu richten.

Mit freundlichen Grüßen
gezeichnet W. Nässig


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© 2001 Arge HeLep, Frankfurt am Main (wng.,  22. April 2001)